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15 | November |
01.11.15 | Die Sonne scheint heute genau so wie gestern. Ich warte auf einen Skype-Anruf meiner ägyptischen Freundin. Und sehe, dass meine Tochter Joya mit ihrem iPhone online ist. Ich rufe sie an, aber sie antwortet nicht. Ein paar Minuten später ruft sie zurück. |
02.11.15 | Nachtrag zu den Autobiographie Notizen: Anna bestätigt mir meine Vermutung im Hinblick auf Bernd Eichinger: "ich wusste wohl wer er war. Und was er mir ins Ohr geflüstert hat? Folgendes: ob ich mir denn sicher sei mit Dir und es mir nicht noch mal überlegen wollte, denn er wäre sich sicher, dass er selbst der absolut Richtige für mich wäre - und ich für ihn. Ich hab Dir das nicht gesagt, weil Du schon recht eifersüchtig geschaut hast und ich wollte keine Prügelei oder so. Und was ich ihm geantwortet habe? Ich hab ihn an- und auch ein bißchen ausgelacht, denn ich wahr unheimlich gut gelaunt und glücklich und hab ihm gesagt ich hätte meine Wahl schon getroffen und sei mir sicher, dass Du der absolut Richtige für mich bist!" Ich gönne mir heute was Gutes. Habe die Nase voll von Fertigessen und Tiefgefrorenem. Schade, dass meine Kinder nicht da sind. Zurück zu den Autobiographie Notizen: am 2. August abends Kostümprobe am Kleiderschrank von Adriana. Sie kommt von einem Urlaub in der Türkei. Sie ist von oben bis unten knackig braun, und zeigt das mir auch ohne scheu beim An- und Ausziehen. Am 2 . August treffe ich Vladimir Weigl in seiner Wohnung in der Knesebeckstraße 16, die mir extrem gut gefällt und die er mir später gegen einen Abstand von 30.000 Mark überlassen wird. Auch er muss das Drehbuch lesen, während ich bei ihm bin. Am 4. 8. treffe ich Malgoscha Gebel, die mir Michael Klier empfohlen hat. Davor sehe ich noch Klaus Pohl auf Empfehlung von Cynthia Beatt. Am 6. 9. findet auf dem Tempelhofer Flugplatz ein japanisches Feuerwerk. Wir filmen es vom Dach meines Hauses in der Fidicinstraße. Außerdem ruft mich Gaby Rohrer an, die Geschäftsführerin bei der Export-Union des Deutschen Films ist. Es ist ein Hilferuf. Bernd Eichinger versuche zu erreichen, dass sie gefeuert wird. Sie bittet mich, mit meinen Kollegen zu sprechen. Das tue ich und telefoniere mit Wim Wenders und Werner Herzog und am 11. 9. auch noch mit Alexander Kluge. Der sagt mir, "Gaby Rohrer solle nichts Dummes tun. Die Arbeitsgemeinschaft Neuer Deutscher Spielfilmproduzenten gehe mit ihr durch dick und dünn". Bernd Eichinger hat den Kampf verloren. Gaby Rohrer hat ihre Stelle behalten. Am 7. September ist Drehbeginn von "DAS MIKROSKOP". Jochen Brunow ist Produktionsleiter. Mit seiner Assistentin Iwona Wroblewska wird er gar nicht warm. Ich habe immerhin Martin Schäfer und ihn. Vladimir habe ich als Regieanweisung gesagt, du musst alles mit tödlichem Ernst spielen, nur dann wird es komisch. Das hat er getan. Am 4. Oktober sind die Dreharbeiten beendet. Es war trotz Miniteam und mit meiner Wohnung in der Fidicinstraße als Hauptdrehort ein an Schwierigkeiten nicht armer Film. Die größte Schwierigkeit war, dass Malgoscha Gebel nach der Hälfte ihrer 10 Drehtage bei sich zuhause von der Treppe gestürzt ist und nicht mehr weiter drehen konnte. Jochen und ich haben sie besucht und uns davon überzeugt, dass sie tatsächlich nicht weiterdrehen kann. Ich habe dann gesagt, dann ändern wir eben einfach die Geschichte. Adriana hat nicht daran geglaubt, dass das funktioniert. Statt Malgoscha kommt sie dann zu einer Einladung (es gibt Fisch!) am Abend zu Vladimir. Die Szene, in der sie beide den Fisch essen, umgeben von Vladimirs Aquarien, war dann so schlecht, dass nach einer Weile auch noch alle möglichen technischen Probleme auftauchten, denn der Glaube an den Film und damit die Konzentration waren weg. Ich spüre das und schreie zum ersten und einzigen Mal mein Team an: wir werden hier so lange weitermachen, bis es gut wird. Und wenn das bis morgen früh dauert. Das hat ein Wunder bewirkt. Die nächste Aufnahme der Szene war toll. Am 17. Oktober treffe ich mich mit Botho Strauß im Restaurant "Mario". Jochen Brunow hat ein Drehbuch zu seinem Stück "Die Fremdenführerin" geschrieben, und ich soll Regie machen. Woran ich mich erinnere, ich habe ihm gesagt, wieviele Leute meine Filme sehen und er hat mir gesagt, wieviel Leser seine Bücher finden. Am 1. November ist die Wohnungsübergabe der Wohnung in der Knesebeckstr. 16. Vladimir Weigl hat in dem Film gedreht und danach dann blitzschnell gehandelt. Am 12. November war die Abnahme der Nullkopie mit Martin Schäfer bei Geyer. Ich war aufgeregt und hatte soviel Angst davor, dass in meinem Gesicht drei Riesenherpes aufgetaucht waren. Ich sah aus wie "The Elephant Man". Auch Anna war so besorgt, dass sie den Notarzt angerufen hat (?). Nach der Vorführung sagte Herr Raps, der Kopierwerksleiter, dass bei Doris Dörries "Männer" erst nach der 80 Serienkopie vom Verleih bemerkt wurde, dass kein Dup-Negativ existiert. Ich nahm es als eine Einschätzung auf den möglichen kommerziellen Erfolg und meine Aufschwellungen im Gesicht waren am Abend wieder weg. Am nächsten Tag war ich mit der Filmkopie in München und habe im Studio Isabella den Film für die Leute vom Concorde-Filmverleih (François Duplat, Alfred Schantz. Anke Zindler) und auch Gaby Rohrer gezeigt. Am Abend bin ich zurückgeflogen und am 14. November, meinem Geburtstag lief er um 11 Uhr in der Lupe 2. Ich weiß nicht mehr, wieviel Leute da waren, vielleicht 40, vielleicht 80. In dieser Vorführung haben die Leute während des Films bestimmt zwanzigmal laut gelacht. Danach war ich mir sicher, dass der Film tatsächlich ein Publikumserfolg werden könnte. Am 17. 11. ruft François Duplat an und sagt, dass er den Film auf jeden Fall verleihen will. Auf so einen Hauptdarsteller habe er schon jahrelang gewartet. Am 19. November habe ich mir im Klinikum Westend Blut abnehmen lassen, bin sofort danach nach Frankfurt geflogen, habe meine Blutprobe dem Kapitän einer Panam-Maschine nach Chicago in die Hand gedrückt, damit sie dort von einem Krankenhausvertreter in Iowa in Empfang genommen werden kann. Die Leukämie meines Sohnes Maximilian ist zurückgekommen, und der Arzt in Iowa wollte mein Blut auf eine eventuelle Kompatibilät untersuchen. Am 23. November habe ich mit dem Arzt in Iowa telefoniert. Der Transport hat geklappt. Am 24. November bin ich mit Anna zum zweiten Mal nach Moskau geflogen. Die Deutsche Botschaft zeigte eine Retrospektive aller meiner Filme bis einschließlich "DAS MIKROSKOP" als öffentliche Welturaufführung. Allein die Rekonstruktion aller Ereignisse erschöpft mich total. Vielleicht sollte ich, um meine im Moment angeschlagene Gesundheit zu schonen, damit zumindest bis zu meiner Reise nach Kyoto aufhören. |
03.11.15 |
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04.11.15 | Mein ca. 25 Jahre alter Weihnachtskaktus entfaltet seine volle Blütenpracht. Wenn ich aus Kyoto zurückkomme, sind sie wahrscheinlich alle abgefallen. Diese Reise macht mich unglaublich nervös. Mein Auto kriegt Winterreifen. Damit fahre ich nach Berlin. Das ist die erste Etappe meiner Japanreise. Ich brauche eine Viertelstunde, um diesen Fernseher für DVB-T einzurichten. Er war das Weihnachtsgeschenk für meine ägyptische Freundin im letzten Jahr. Auf dem Bauernhof habe ich über eine Stunde gebraucht, um ihn für den Empfang über Satellit einzurichten. Ich lerne offensichtlich im hohen Alter immer noch dazu. Wir wollen Weihnachten 2015 zum ersten Mal in ihrer im Sommer übefluteten Wohnung im Wedding verbringen, die bis dahin hoffentlich wieder hergerichtet ist. |
06.11.15 | Vor vier Wochen war meine Wohnung voller Obstfliegen. Wasser, ein paar Tropfen Spülmittel und Obstessig wurde für sie zur tödlichen Falle. |
07.11.15 |
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08.11.15 | Knausgård hat der Literaturpreis der Welt gekriegt. Hier ist seine Rede zur Preisverleihung (LINK). Mir ist eingefallen, dass ich noch deutsches Geld brauche. Der Vorraum zu den Geldautomaten ist etwas lädiert. Gleich nebendran ist der Mehringhof. Da habe ich in einem mit Eierkartons beklebten Raum die Musik zu "DAS MIKROSKOP" aufgenommen. Am frühen Nachmittag gibt mir Anna eine Feldenkraisstunde. Ein Wehwehchen verschwindet ruckzuck, das andere leider nicht. Dafür muss ich erstmal nach Kyoto fliegen. Wenn ich da bin, wird, so vermute ich, auch das verschwinden. Ich fliege am Montag um 14 Uhr in Paris ab und komme am Dienstgmorgen um 10 Uhr (Tokio-Zeit) an. Hier ist es dann 2 Uhr morgens. Es wird eine Reise in die Nacht. Wie soll ich da mit meinen sechsundsiebzig Jahren nicht nervös werden. Soeben habe ich bei SeatGuru für Hin- und Rückflug meinen Sitzplatz gecheckt. Ich sitze Gott sei Dank bei beiden Flügen in der Mittelreihe außen und nicht links und rechts eingezwängt. Danke Professor Kakagi. Gepackt |
10.11.15 | Ich bin tatsächlich gut in Kyoto angekommen, muss aber erstmal eine Runde schlafen, obwohl hier schon Nachmittag ist. Zwei Stunden später: Der Flug von Berlin nach Paris war Scheiße. Ich saß in der Mitte eingeklemmt, und die Herren links und rechts waren ziemlich unangenehm. In Paris hatte ich Gott sei Dank 2 Stunden Umsteigezeit. Die habe ich auch fast gebraucht, um von einem Terminal zum nächsten zu kommen (geradeaus Gehen, Treppe runter, Treppe rauf und am Ende auch noch mit einem Bus zum eigentlichen Abflugterminal). Der erste Teil des Gehwegs… …und hier der zweite Teil. Dann schon wieder Stau, weil es nur mit Bussen weitergeht und die sind schnell voll. Vor dem Abfluggate wie überall eine riesige Mall. Mein Flieger fliegt über St. Petersburg, wo ich vor einem Monat war… …und Stunden später ganz nah an Novosibirsk vorbei, wo in der nächsten Woche "BERLIN CHAMISSOPLATZ" gezeigt wird. Der Flug ist eigentlich angenehm. Auch weil neben mir ein junges japanisches Mädchen sitzt, die mir ein großes Lächeln schenkt, als ich bei der Wahl zwischen europäischem und japanischen Essen das Japanische wähle. Sie spielt die meiste Zeit Computerspiele. Ihr Vater sitzt neben ihr und sieht Filme. Beim Rausgehen merke ich an der Art wie sie gehen, dass der Vater nicht ihr Vater, sondern ihr Ehemann ist. Schon vorher war mir allerdings aufgefallen, dass sie am Ehefinger einen Ehering trug. Mir hat sie jedenfalls den Zwölfstundenflug versüßt. Mein Hotel für die nächsten 12 Tage. Das Palace Side Garden Hotel. Wie immer mache ich einen Gang rund um den Block. Der Park um den kaiserlichen Palast ist riesig. Ich werfe nur kurz einen Blick hinein. Eine kleine Gingkobaumallee. |
11.11.15 | Während ich in Kyoto bin, schicken mir Joya und Philipp Bilder aus Kalifornien. Heute fliegen sie nach Mexiko. Wir sind jetzt durch 21 Stunden Zeitunterschied getrennt. Am Morgen mache ich einen Zweistunden-Spaziergang durch den Park des kaiserlichen Palasts. Es ist für mich fast wie ein LSD-Trip. Hinter dem Baum erstreckt sich der Palast. An manchen Stellen gibt es kurzgeschnittene Hecken. Nur an wenigen Stellen blühen sie noch. Als Zimmerpflanze kriegt man sie auch in Deutschland. Bei mir ist sie jedesmal relativ schnell gestorben. Kinder sammeln heruntergefallene Gingkoblätter. Warum weiß ich nicht. Ich werde heute Abend Professor Takagi fragen. Zum Abendessen bin ich mit Professor Takagi verabredet… …er holt mich im Hotel ab und führt mich in dieses winzig kleine Sushi-Restaurant. Rechts Professor Takagi. Links der Koch und Besitzer des Restaurants. Vor den Sushis gab zunächst mehrere Vorspeisen und immer wieder Sake. Sowohl kalt wie am Anfang auch warm. Außerdem gibt es beim Sake viele verschiedene Sorten. Wie beim Wein. Für jede neue Sorte gab's ein neues Glas. Sushi wird hier auf einem Blatt serviert. Ich habe nachgefragt, ob das ein echtes Blatt ist oder aus Kunststoff. Es ist ein echtes Blatt. Mich hat das sofort an Ureparapara erinnert, wo das Essen ja auch auf Blättern angeboten wurde. Zweimal habe ich bei den verschiedenen Sushis vor Wohlbehagen laut aufgestöhnt. Der Koch hat's gesehen und hat sich gefreut. Das allertollste Sushi heißt "Ana-go". Da ist die Fischhaut um den Reis cross gebraten. Ich habe Professor Takagi dann vorgeschlagen, doch hier meine Geburtstagsfeier zu machen. Er wollte nicht, weil er sich ein italienisches Restaurant dafür ausgesucht hat. Ich habe gesagt, dann war das heute Abend eben eine Vor-Geburtstagsfeier. |
12.11.15 |
Professor Tagaki hat mir gestern Abend noch eine email geschickt und gesagt, dass die rote Blüte von gestern eine Kamelie ist. Hier eine weiße Kamelienblüte. Hochzeitsfoto. Heute Abend hat mich Professor Takagi auf den "Weg des Philosophen" eingeladen. Der geht in die Berge um Kyoto und ist voller Touristen und Geschäften, wo die sich touristische Sachen kaufen können. Ich hasse Touristen. Es sieht zwar so aus, als sei ich auch einer, aber bin es nicht wirklich. Ich habe einen Job und dafür bin ich da. Morgen Abend kommt meine ägyptische Freundin nach Kyoto, um mit mir meinen sechsundsiebzigten Geburstag zu feien. Ich denke nicht, dass ich vorher tot umfalle. |
13.11.15 | Gestern Nacht bin ich sozusagen in einem Meer aus Sake und Soju ertrunken. Selbst heute Morgen brummt noch mein Kopf. |
14.11.15 |
Diesen Film hat meine ägyptische Freundin mit ihrer Kamera gemacht. Heute Abend die Geburtstagsparty in einem italienischen Restaurant in Kyoto. |
15.11.15 |
Morgens ein Spaziergang im kaiserlichen Park. Nachmittags ein Interview mit Akasaka Daisuke in der Universtität. Professor Takagi übersetzt. Hinter uns unendlich viele VHS-Kassetten von Filmen. |
16.11.15 | Die Sonne scheint wieder. Meine ägyptische Freundin und ich fahren zum . Der dazugehörige See. Der weltberühmte Steingarten lässt sich leider bei Sonne schlecht fotografieren, denn eine Hälfte liegt im Schatten. Als Screenshot aus einer Filmszene… …und dann die Steininseln einzeln fotografiert. Die Rückwand ist eine Lehmmauer, die eingeölt wurde und sich im Lauf der Jahrhunderte auf natürliche Weise verändert hat. Plastisch sichtbar wird darin der Verlauf von Zeit. Ein zum Bild erstarrter Fluss. Wenn ich Glück habe, wird das auch ein Thema meiner Retrospektive in Kyoto. Das eigentlich Aufregende heute Morgen am war jedoch ein versteckt im Wald liegender Friedhof. Kein Tourist weit und breit. Am Abend führt mich meine ägyptische Freundin, die sehr viel abenteuerlustiger ist als ich, durch dunkle Straßen in ein winziges italienisches Restaurant. Da hat allerdings nur das Essen und der Wein italienische Namen. Eine Backsteinmauer. Unregelmäßige, manchmal herausspringende Natursteine sind darin integriert. Es gibt Parallelen zur japanischen Töpferkunst und zu meinen Filmen. Ein Esslokal. Ein 24-Stunden Supermarkt. Wie in Amerika. Auf dem Weg taucht plötzlich dieser Plastik-Weihnachsmann aus seiner Plastikmauer auf. |
17.11.15 | Gestern Abend in der Lobby des Hotels. Mittagessen in einer französischen Bäckerei um die Ecke. Wir sind beide dabei glücklich, weil es uns schmeckt. Im kaiserlichen Palast… …ein bisschen mühsam, da reinzukommen, und es regnet in Strömen, und wir sind umgeben von einer Touristenherde und die Fremdenführerin ist nervig. Trotzdem finden wir beide es wunderbar. |
18.11.15 | Die Vorführung meiner Kurzfilme von einer DVD gestern Abend hat mich nicht glücklich gemacht. Da war fast alles total schwarz und total weiß. |
19.11.15 | Gestern Mittag war ich mit meiner ägyptischen Freundin in einer Mall in der Innenstadt. Wir waren schon am Samstag da, aber da war es brechend voll. Ein ganzes Stadtviertel ist hier überdacht. Ein Kino. Unser Mittagessen. Dünngeschnittene Ente und jede Menge Gemüse und Pilze in einer auf dem Tisch kochenden Brühe. Heute Mittag im Park. Malerinnen malen dieselbe Welt mit verschiedenen Augen. Die Schönheit der absolut unregelmäßigen Ziegelsteinmauer bei Tageslicht. Ab 16 Uhr "BERLIN CHAMISSOPLATZ". Eine 16mm-Kopie des Goethe-Instituts. Inzwischen, weil schlecht gelagert, voll rot mit oft technisch erbärmlich schlechten, oft nur flimmernden japanischen Unteriteln. Dann eine Stunde Publikumsgespräch. War auch relativ lustig. Und dann "DAS ROTE ZIMMER". Leider ohne Publikumsgespräch. Ich hätte liebend gern gewusst, was das Publikum dabei empfand. Mir war jedenfalls beim Sehen zumute, als wäre ich auf einem anderen Planeten. Leider war auch hier die Vorführung von einer BluRay entschieden zu kontrastreich. Und diesmal nicht zu hell, sondern eher zu dunkel. |
20.11.15 |
Unser letzter Tag in Kyoto. Meine ägyptische Freundin fliegt heute Abend nach Kairo. Ich fliege morgen früh nach Berlin. Vorher entdecken wir im kaiserlichen Park, dass man in das Teehaus, das wir bisher nur von außen gesehen haben, gegen Zahlung von 100 Yen auch reingehen kann. Allerdings nur Freitags und Samstags. Hier wird immer wieder geheiratet. Die Braut ist nur ägyptisch gekleidet. Sie ist Amerikanerin. Das Teehaus von außen. Meine ägyptische Freundin wird im Hotel von einem Sammeltaxi abgeholt und direkt zum Flughafen gebracht. So wie ich morgen früh. In diesem Sushi-Restaurant hat meine japanische Reise begonnen und hier endet sie. Ich werde mutig und frage (übersetzt von Professor Takagi), wer von euch beiden ist der Chef. Sie sagt. er ist der Chef. Ich frage nach. Wer ist der Chef im Leben. Er sagt, meine Frau. Sie widerspricht nicht. Ich liebe die beiden. Das letzte Sushi heißt Ana-go. Es schmeckte vor 12 Tagen wunderbar und heute auch. Wir sprechen darüber, ob der Fisch im Sushi ein Aal ist oder ein spezieller japanischer Fisch. Die Chefin zeigt mir dieses Buch und welcher aalähnlicher Fisch darin Ana-go ist. Ein Fischbuch in einem Restaurant. Ich bin beeindruckt. |
21.11.15 | Der Flughafen ist riesig und überall endlose Schlangen und ganze Armeen junger Mädchen, die für alles Mögliche behilflich sein wollen. Um 10 Uhr (2 Uhr nachts deutsche Zeit) sitze ich am Gate für den Flug mit KLM nach Amsterdam. Mein Flieger. Meine ägyptische Freundin hat bald Katar erreicht. Ich bin wieder zurück an meinem Arbeitsplatz in Berlin. Den Umstieg in Amsterdam habe ich gerade noch so geschafft. Ansonsten war heute beim Fliegen ein Glückstag. Ich hatte beide Male den Gangplatz und der Platz neben mir blieb leer. |
22.11.15 | Um 2 Uhr morgens bin ich hellwach, denn in Japan ist es jetzt schon wieder 10 Uhr morgens. Ich teste als Erstes die japanisch untertitelte BluRay auf meinem Fernseher. Das Bild da ist tatsächlich erheblich besser als das Bild bei der Projektion in Kyoto. Ich vermute, der Projektor da ist zu schwach für diesen Riesensaal gewesen.
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23.11.15 |
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24.11.15 | So glücklich strahlend wie ich heute Morgen ist bestimmt schon lange kein Patient aus einer Arztpraxis gekommen. Der Vorgarten meiner Wohnung hat inzwischen eine neue Hecke bekommen. Statt Liguster jetzt Hainbuche. Dann nichts wie weg zum Bauernhof. Alle Bäume sind kahl und der Gartenteich hat eine dünne Eisschicht. Im Innenhof blüht jetzt der Winterjasmin. |
25.11.15 | Nach 34 Tagen ohne Fahrradfahren steige ich heute wieder auf mein Rad und fahre 12 km. Es ist ein wunderbares Gefühl. Vielleicht hilft mir das hier wieder richtig anzukommen, denn mein Herz und meine Seele sind noch immer in Kyoto. |
26.11.15 | Heute Morgen entdecke ich, dass Radhe Schiff, die in "DIE SONNENGÖTTIN" die Titelrolle gespielt hat, auf Skype online ist. Ich rufe sie an, und wir Skypen eine Stunde (!!!) miteinander. Eins meiner längsten Telefonate, denn ich war schon immer ein Kurztelefonierer. Nach einer Fahrradfahrt will ich heute versuchem, mit den Autobiographie Notizen, mit denen ich am 3. November aufgehört habe, weiterzumachen. Am 13. Januar 1988 hat das Berlinale-Forum "DAS MIKROSKOP" gesehen und für die Berlinale akzepiert. Am 15. Januar habe ich das in Florida geschriebene Drehbuch "DER PHILOSOPH" bei der Beliner Low Budget-Filmförderung (FKT) eingereicht. Am 22. 1. sagt mir Alfred Schantz (†), der mit Frnçois Duplat jetzt nicht mehr beim Concorde Filmverleih, sondern bei NEF ist, dass sie "DAS MIKROSKOP" schon im März mit 15 Kopien starten wollen. Am 31. Januar zeigt das ZDF zum ersten und einzigen Mal "TAROT". Hätten sie ihn nochmal gezeigt, wäre für den Drehbuchautor, für mich und auch für die Hauptdarsteller ein Wiederholungshonorar fällig geworden. Als ich 1985 vom Vertragsabschluss mit dem ZDF zurückkam und das Rüdiger Vogler voller Stolz erzählt habe, hat der nur trocken gesagt: "Meine Filme werden nicht wiederholt". "TAROT" hatte am 31. Januar um 21.15 Uhr 5,43 Millionen Zuschauer und 16% Marktanteil (obwohl in der ARD ein bisher noch nie gezeigter Hitchcock lief. Ich glaube, es war "Vertigo"). Am 2. Februar bekommt "DAS MIKROSKOP" das Prädikat "Wertvoll" und ich fliege über Chicago nach Cedar Rapids in Iowa, um für meinen Sohn Maximilian eine Knochenmarkstransplantation zu machen. Bis zum 22. Februar wohne ich dort in einem kleinen Hotel. Am 10. 2. schickt mir Ma einen aufmunternden Brief per Fedex und am 13. 2. bekomme ich von Anna ein Päckchen. Was da drin war, weiß ich nicht mehr. Am 16. 2. bekomme ich einen Riesenkrach mit Karin, denn sie will, dass ich nicht nur mein Knochenmark, sondern auch "Blutblättchen" spende. Am 19. 2. ist dann die eigentliche Knochenmarkstransplantation. Dafür war mit der Anästhesistin abgesprochen, dass sie es mit einer spinal tab macht. Die bekam ich mit einer langen Nadel im Sitzen und wurde nach der Hälfte ohnmächtig. Als ich wieder aufwachte, ist die ausgewechselt worden, und der Anästesist, der das jetzt übernommen hatte und mir eine Maske gab, sagte ich solle tief einatmen, das sei Sauerstoff. Natürlich war es das nicht, sondern ein Betäubungsmittel, das wir vorher für die Betäubung ausgeschlossen hatten. Mit zwei Betäubungen im Blut, habe ich mich dann von Maximilian verabschiedet und bin mit meinem Mietwagen am 22. 2. mühsam zurück nach Cedar Rapids gefahren. Das war, weil ich Schwindelgefühle hatte, die schwierigste Autofahrt meines Lebens. Von da mit dem Flieger nach Chicago. Auch da war das Umsteigen in den Flieger nach Frankfurt nicht einfach. Ich fühlte mich in einem nebligen Nirgendwo. Woran ich mich aber sehr genau erinnere, war im Flugzeug eine negative Kritik in der Frankfurter Rundschau von Wolfram Schütte zu "DAS MIKROSKOP", denn der war in der Zwischenzeit im Berlinale-Forum gelaufen. Ich hätte natürlich noch länger in Iowa bleiben sollen, aber Anna war im siebten Monat schwanger, und ich wollte bei der Geburt dabei sein, und sie wollte das selbstverständlich auch. Bei mir läuft heute alles verkehrt herum. Morgens zuerst die Autobiographie-Notizen, dann Bauernhofarbeiten. Heute verbrenne ich endlich den Riesenberg Kastanienblätter, in dem die verpuppten Miniermottenlarven den Winter überleben. Nicolais Kastanienbaum wird es mir im nächsten Jahr danken. Um mir die Rückkehr in meine Welt vor Kyoto zu erleichtern, habe ich mir auch den fünften und bisher letzten Band von Knausgårds Romanserie geleistet. |
27.11.15 | Meine Tochter Joya an einem Strand in Mexiko. Morgen fliegt sie mit Philipp nach Kuba. Hier ist es leider nicht so schön wie bei meiner Tochter in Mexiko. Ich mache weiter mit den Autobiographie-Notizen. Zurück in Berlin telefoniere ich mit meinen Freunden. Alle sagen, dass die Degeto und ein französicher Verleih verzweifelt auf der Suche nach mir sind. Wolfgang Jurgan, damals noch ein einfacher Redakteur und seine Kollegin Frau Dr. Michel bei der Degeto, hatten "DAS MIKROSKOP" im Forum gesehen und wollten ihn für das Fernsehen kaufen. Ebenso Galeschka Moravioff von Les Films sans Frontières. Am 25. Februar telefoniere ich mit Galeshka Moravioff. Er sagt er schreibt mir einen Brief. Am 2. März telefoniere ich mit der Degeto. Zum ersten Mal. Es war der Beginn einer 24 jährigen Zusammenarbeit mit 17 Filmen. Am 1. März bin ich bei meinem Augenarzt Friedrich Kramer (†), der mich schon bei "TAGEBUCH", wo ich vor Aufregung, weil ich nackt gefilmt wurde, in eine Stechpalme gelaufen bin. Offensichtlich hatte ich durch die doppelte Betäubung in Iowa auch Augenbrobleme. Am 3. März bin ich mit Anna bei einer Premiere im Theater zu westlichen Stadthirschen, begegne dort Hanns Zischler. Wir begrüßen uns nicht, sondern schauen beide weg. Was für ein Stück gespielt wurde, weiß ich nicht mehr. Ab dem 4. März bin ich regelmäßig mit Anna bei einer Schwangerschaftsvorbereitungsgruppe. Ich fand das ziemlich unmännlich, bin aber trotzdem gerne hingegangen, denn ich mochte die Leiterin und es gab da auch noch eine andere schwangere Frau, die mir außerordentlich gefallen hat. Auch werdende Väter sind noch in der Lage, andere Frauen wahrzunehmen. Annaas Kommentar: Du bist während der Schwangerschaftsvorbereitungsgruppe regelmäßig eingeschlafen und hast unsere Atemversuche und die Anweisungen an die Männer, die die Atmung ihrer Frauen bei der Geburt begleiten sollten, regelmäßig verpennt und diese stattdessen mit lautem Schnarchen begleitet. Für mich war das ok, da ich das Gefühl hatte, dass ich das mit der Atmung sehr wohl auch ohne Dich gut im Griff haben würde. Wegen meiner Schwindelgefühle hat mich Anna zu einem Dr. Vermehren geschickt. Da war ich am 8. März und dann mehrmals und er hat mir verschiedene, teure Pillen verschrieben. Ich habe sie geschluckt, geholfen hat es nicht. Am 14. März ist mein Produzent von "ROTE SONNE", Heinz Angermeyer (†), gestorben. Er hatte mir ein Jahr vorher die Rechte und das Negativ des Films vermacht. Davon lebe ich noch heute. Vom 15. 3. bis 18. 3. bin ich beim Goethe-Institut in Nancy. Welcher Film gezeigt wurde, weiß ich nicht mehr. Es waren jedenfalls nicht übermäßig viele Zuschauer da und der Leiter hat mir erzählt, dass bei einem Film von Jean-Marie Straub auch sehr wenige da waren und dass Straub ziemlich viel Wein getrunken hatte. Beides hat mich besänftigt. Kaum zurück aus Nancy erfahre ich von Karin, dass unser Sohn Maximilian am 18. März gestorben ist. Er habe sich eine Beerdigung durch einen Indianerhäuptling gewünscht. Die solle am 23. März in der Nähe von San Franzisko stattfinden. Ich fühlte mich eigentlich zu schwach für einen Flug, telefoniere mit Ma in Florida. Sie sagt, du musst da hin. Also fahre ich am 22. März nach Tegel, kriege einen Flug nach Frankfurt und da auch einen Flug nach San Franzisco. Und obwohl ich nur Economy gebucht hatte, einen Platz in der Business Class. Ich habe ein Auto gemietet und bin an den Ort gefahren, den mir Karin gesagt hatte. Ich habe so gut wie keine Erinnerung daran, was da dann passiert ist. Karin wollte mich jedenfalls länger da behalten und schlug mir vor, darüber einen Film zu machen. Das hat mich schockiert, und ich bin ohne mit ihr darüber weiter zu sprechen zurück geflogen. Am 30. März sagt die FFA zur Förderung von "DER PHILOSOPH" nein. Am 31. März erfahre ich, dass die beiden Hauptdarsteller Adriana Altaras und Vladimir Weigl einen Bundesfilmpreis bekommen. Ich leider nicht. Ich gehe zum sechsten Mal in den Schwangerschaftsvorbereitungkurs und fange an, die Dreharbeiten für "DER PHILOSOPH" vorzunbereiten. Am 5. März fliege ich nach München, übernachte im Hotel Residence, bin am nächsten Morgen bei einer Pressevorführung von "DAS MIKROSKOP" und fliege am Nachmittag wieder zurück, denn am Abend macht Adriana Altaras ein Fest zu ihrem 28. Geburtstag. Am 9. April bin ich, so stehts in meinem Terminkalender in einem Konzert mit Ravi Shankar (ich habe nicht einen Hauch von Erinnerung daran). Am 11. April telefoniere ich morgens mit Martin Schäfer und wir vereinbaren den Drehtermin für "DER PHILOSOPH" für den 30. Mai. Am Abend desselben Tags ruft mich Reinhold Vorschneider, sein Assistent, an und sagt mir, dass Martin Schäfer gestorben ist. Er sei bei einer Motivbesichtigung auf einer Wiese einfach umgefallen und war sofort tot. Er wollte für die Produktion die Telefonnummern seiner Frau und seiner Schwester. Ich sage, ihr kennt die doch gar nicht. Lasst mich das machen. Ich rufe zuerst Martins Schwester an. Anna ergänzt meine Erinnerung: was ich noch genau erinnere, als ob es gerade passiert sei: Du standst am Schreibtisch und bist plötzlich in die Knie gegangen…ich wusste sofort, es ist was Schlimmes passiert…Du bist nicht ohnmächtig geworden, gar nicht, aber Deine Beine haben Dich nicht mehr getragen… Anna sitzt neben mir. Martins Schwester schreit vor Schmerz laut auf. Anna hört das. Ich schicke sie weg. Ich weiß nicht mehr, was ich ihr gesagt habe. Danach, alleine, rufe ich seine Frau Laurence an. Sie erträgt die Nachricht mit mehr Fassung. Am nächsten Morgen um 11 Uhr wird mein Sohn Nicolai geboren. Geschlafen in dieser Nacht habe ich wahrscheinlich nicht. Noch eine Ergänzung durch Anna: nein hast Du nicht-Du hast mir (wenn Du nicht mit der Hebamme über die neuesten handys gesprochen hast, sehr gut bei der Geburt unseres Sohnen beigestanden;) Und erschöpft warst Du auch….kurz nach der Geburt, auf dem Weg nach Hause, als wir die Treppe runtergingen hast Du Nicolai in der Tasche getragen und bist gestolpert - hast aber in einem grandiosen Akt Nicolai und Dich vor dem endgültigen Fall gerettet ! Ich ging hinter Dir und mir ist fast das Herz stehen geblieben Am 12. April fliege ich für ein paar Stunden zur Degeto nach Frankfurt, um den Vertrag auszuhandeln. Am 14. April fährt mich Jochen Brunow mit meinem Auto nach München zur Beerdigung von Martin Schäfer im Waldfriedhof Obermenzing. Ich nehme an, dass auch Reinhold Vorschneider mit im Auto saß. Am gleichen Tag startet "DAS MIKROSKOP", Martin Schäfers letzter Film in Berlin und in München. Bruno Ganz hält bei der Beerdigung am 15. April die Grabrede. Ich kann mich noch an ein Essen erinnern, aber mehr weiß ich nicht. Wahrscheinlich war ich da halbtot. |
28.11.15 |
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29.11.15 | Mein 1. Advent. Meine Tochter im Flieger zwischen Mexiko und Havanna. Ich bin dann doch noch Fahrrad gefahren. Trotz starkem Wind. Zu den Autobiographie-Notizen: Adriana Altaras schreibt mir aus Siena, wo sie bei Proben zu einem Theaterstück ist, dass das Stück im Theater zum Westlichen Stadthirschen am 3. März 1988 mit großer Wahrscheinlichkeit "Clara S." von Elfriede Jelinek war. Außerdem habe ich ihr einen YouTube-Link zu "SIEBEN FRAUEN" geschickt: https://www.youtube.com/watch?v=hJ473et2B7w#t=27. Sie hatte ihn noch nie gesehen und sich über ihre Jugend und Schönheit sehr gefreut. Ich habe gegoogelt und die Website des Stadthirschen gefunden, es war tatsächlich "Clara S." Auch Anna bestätigt mir das heute per email. Sie erinnert sich an noch viel mehr Dinge vom 11. und 12. März, die ich morgen einfügen werde. Ich will heute erst mit dem Jahr 1988 zuende kommen. Im Oktober bin ich jedenfalls vollständig meinem Macintosh-Computer verfallen und habe angefangen mit Hypercard zu programmieren. In "SIEBEN FRAUEN" kann man das sehen, wenn Johannes Herrschmann den Computer seines Vaters startet und da in Hypercard programmierte Nachrichten seines Vaters findet. Am 14. November steht als Notiz im Terminkalender "Geburtstagsparty von Anna für mich als Überraschung". Keine Ahnung was da passiert ist und wer dazu kam. Am 23. November habe ich "DER PHILOSOPH" für die Deutsche Reihe angemeldet, denn Filme die dort liefen, galten nicht als Festivalbeitrag und konnten daher auch noch in Cannes gezeigt werden. Vom 24. November bis 27. November war ich beim London Filmfestival. Dort wurde am 26. 11. "DAS MIKROSKOP" gezeigt. Außerdem wurde der Film mit dem französischen Titel "Les Formes de l'amour" in Frankreich gezeigt. Die Premiere in Paris war am 7. Dezember. Die Kritik der Cahiers du Cinéma (LINK) ist noch immer auf meiner Website. Am 7. Dezember erhielt "DER PHILOSOPH" das Prädikat "Wertvoll". Die FSK hat ihn zwei Tage vorher nur ab 16 Jahren freigegeben. Am 13. Dezember steht bei mir "schwarzer Tag". Keine Ahnung warum. Vielleicht habe ich mich mit Anna gestritten? Am 14. Dezember finden wir beide ein Haus mit Garten im Eiderstädter Weg 24. Vielleicht habe ich mich bis zuletzt dagegen gewehrt aus der Wohnung in der Knesebeckstraße auszuziehen. Am 27. Dezember sieht Hellmut Karaseck "DER PHILOSOPH" und schreibt danach eine wenig freundliche Kritik im Spiegel. Er hat von der Ironie des Films nicht das Geringste mitgekriegt. Im Jahr 1989 wird der Film in Cannes laufen und zu meinem international größten Erfolg werden. |
30.11.15 | Der Dorfteich gestern Abend. Anna Morosowa schreibt mir zu "BERLIN CHAMISSOPLATZ" aus Novosibirsk: "wunderbar, dass der Versand so schnell geklappt hat. Eigentlich war Ihr Film der populärste im Programm und hat eine lebendige Diskussion nach dem Screening hervorgerufen: nach der detaillierten Analyse der Beziehungsentwicklungen haben die Zuschauer doch keine Chancen der Paar gelassen, einige haben das Verhältnis von Anna zu Ihren Partnern moralisch kritisiert, viele waren aber von der Gesamtstimmung und der Darstellung von Berlin fasziniert und natürlich wurde die Szene mit dem Piano als die stärkste im Film hervorgehoben. Der Film kam bei dem Publikum sehr gut an. Die Nowosibirsker schicken Ihnen großen Dank für den großartigen Film!" Zu den Autobiographie-Notizen: Am 3. und 4. Januar bin ich in Paris. Ich zeige dem Verleih von "DAS MIKROSKOP" der "PHILOSOPH". Am 5. Januar startet "DER PHILOSOPH" in Deutschland im Kino. In Berlin im Broadway. Mit ungewöhnlich guten Zuschauerzahlen. Am 12. Januar sagt mir Pierre-Henri Deleau zu, dass er "DER PHILOSOPH" auf der Quinzaine in Cannes zeigen wird. Diesmal am Telefon. Ohne Telegramm wie bei "TAROT". Am 13. Januar habe ich "SIEBEN FRAUEN" bei der Low Budget-Filmförderung in Berlin eingereicht. Am 25. Januar erfahre ich vom Filmverlag, dass sie "DER PHILOSOPH" in den Weltvertrieb, der damals von Claudie Cheval (†) geleitet wurde. Für mich, wie sich später herausstellte ein absoluter Glücksfall. Am 26. Januar war ich wieder bei einer Premiere im Theater zum Westlichen Stadthirschen. Das Stück diesmal hieß "Penepole". Diesmal war Hanns Zischler nicht da. Am 7. Februar ziehen Anna, ich und Nicolai um in den Eiderstedter Weg 24 in Nikolassee. Am 12. Februar läuft "DER PHILOSOPH" im Rahmen der Deutschen Reihe in der Filmbühne am Steinplatz. Ich treffe später Frieda Grafe, die den Film gesehen hat. Sie sagt, der Film kommt ihr vor, als habe ihn ein ganz junger Regisseur gemacht. So frisch und unkonventionell sei er. Von Claudie Cheval erfahre ich, dass sie den Film bereits nach Japan und nach Schweden verkauft habe. Auch Paulo Branco wolle die Rechte für Portugal kaufen. Der hatte schon "BESCHREIBUNG EINER INSEL" in Frankreich herausgebracht. Auch Jackie Raynal aus New York wollte den Film haben. Doch Claudie Cheval sagte mir, dass die niemals etwas bezahlen werden. Vom 8. bis 10. März bin ich in Lyon. In meinem Terminkalender steht nicht, welcher Film da gezeigt wurde. Ich erinnere mich aber, dass ich in der Stadt herumgelaufen bin und echten Lyoner Senf für Anna gekauft habe. Am 8. März begann das Karate-Training für die Schauspielerinnen in "SIEBEN FRAUEN". Am 14. März teilt mir die Berliner Filmförderung (FKT) mit, dass ich auch für "SIEBEN FRAUEN" Geld kriege. Am 30. März treffe ich mich zum Casting um 8 Uhr morgens mit Martina Gedeck in einem Café (MAGO). Ich habe da mit Absicht einen so unmöglich frühen Zeitpunkt gewählt und das später bitter bereut. Am 8. April feiert Norbert Jochum (einer der Autoren des 1. Thomebuchs) seine Hochzeit mit "ROTE SONNE" in der Lupe 2. Am 14. April ist endlich der Drehbeginn von "SIEBEN FRAUEN". Diesmal macht Martin Gressmann, ein früherer Assistent von Martin Schäfer, die Kamera. Nach 25 Drehtagen ist der Film am 11. Mai abgedreht. Am 12. Mai ist das Abschlussfest. Am 13. Mai fliege ich zum Filmfestival nach Cannes. Am 18 Mai wieder zurück. Es ist gut gelaufen für mich in Cannes. Vor allem Libération hat mich schon auf der Titelseite begrüßt. Der Kritiker, den sie für die Kritik ausgewählt hatten, war mit Absicht noch "jungfräulich" in Bezug auf meine Filme. Er schrieb: "Avec le Philosophe, on tient le premier Doctor Feelgood du Festival, en la personne improbable de son auteur, Rudolf Thome. C'est annoncé comme une comédie mais rien ne laisse attendre à la fois le dépaysement, la gravité enjouée et le profond plaisir qui nous y attendent". Alle französischen Kritiken sind noch immer auf meiner Website (LINK). Außerdem habe ich da zum ersten Mal seit langer Zeit Jean-Marie Straub und Danièle Huillet wieder getroffen. "DER PHILOSOPH" wurde in ca. 35 Länder weltweit verkauft und zwei Firmen (darunter Hollywoods Fine Line) interessierten sich für die Remake.Rechte. Ich habe das dann in Berlin dann Jochen Brunow erzählt. Er konnte mir das kaum glauben. Ein Blitzdrehbuch in 20-28 Tagen und dann interessiert sich Hollywood dafür. Bei "PARADISO - SIEBEN TAGE MIT SIEBEN FRAUEN" ist mir das dann zum zweiten Mal passiert. Das erste Halbjahr 1989 war wie ein Rausch. Wie Anna mit Nicolai das überlebt hat, ist mir ein Rätsel. |
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